topplus Injektion oder orale Gabe?

Eisenmangel bei Ferkeln vorbeugen – die besten Strategien

Eine Eisengabe kurz nach der Geburt zählt zum Standard bei der Ferkelbehandlung. Doch warum ist das Spurenelement so wichtig für die Jungtiere und worauf ist bei der Versorgung zu achten?

Lesezeit: 5 Minuten

Blasse, schlappe Ferkel, die nicht richtig wachsen – ein Anblick, der vielen Sauenhaltern bekannt vorkommen dürfte. Denn Ferkel werden mit geringen Eisenspeichern geboren und die Sauenmilch weist nur niedrige Gehalte dieses Spurenelementes auf. Als Folge können die Jungtiere ohne entsprechende Supplementierung bereits ab dem dritten Lebenstag unter einem Mangel leiden.

Schnell gelesen

  • Ferkel kommen mit einem Eisenmangel zur Welt – eine zusätzliche Gabe ist daher unerlässlich.

  • Eine gute Eisenversorgung steigert die Hämoglobinwerte, das Wachstum und die Vitalität.

  • Blutproben beim Absetzen zeigen, ob die Eisenversorgung ausreicht.

  • Frohwüchsige Ferkel haben einen höheren Eisenbedarf. Daher kann eine zweite Gabe vor dem Absetzen nötig sein.

  • Den Hämoglobinwert im Blut zu messen hilft, die Eisengabe zu optimieren.

Die Mangelerscheinungen bremsen das Körperwachstum erheblich aus und die Gesundheit der Tiere wird langfristig beeinträchtigt. Deshalb hat sich in den letzten Jahre auf fast allen Sauenbetrieben die gezielte Versorgung der Saugferkel mit Eisen fest durchgesetzt.

Eisenmangel kostet Leistung

Eisen ist essenziell für die Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der Sauerstoff in den Erythrozyten bindet und im Körper transportiert. Zudem ist es Bestandteil von Myoglobin – einem muskulären Sauerstoffspeicher – sowie zahlreicher Enzyme wie Zytochrome, Katalasen und Peroxidasen.

Ein Eisenmangel führt zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung im Gewebe, was sich in reduzierten Wachstumsleistungen, erhöhter Krankheitsanfälligkeit und Anzeichen einer Anämie äußert. Dazu gehören unter anderem blasse Schleimhäute, eine schnelle Atmung, Apathie und ein struppiges Haarkleid.

Schweine aus wachstumsbetonten Zuchtlinien benötigen besonders viel Eisen. Ohne frühe Supplementierung kann dieser Bedarf nicht gedeckt werden und die Tiere schöpfen ihr genetisches Leistungspotenzial nicht aus.

Wenig Eisen in der Milch

Während ausgewachsene Schweine ihren Eisenbedarf weitgehend durch „Recycling“ beim Abbau alter roter Blutkörperchen und über das Futter decken, ist dies bei neugeborenen Ferkeln nicht möglich. Der junge Organismus verfügt bei der Geburt über eine Eisenreserve von etwa 50 mg – das deckt den Bedarf für maximal zwei Tage.

Zudem enthält die Milch der Sau nur rund 1 mg Eisen pro Liter. Damit bei den heutigen Wurfgrößen alle Ferkel über die Milch genug Eisen aufnehmen, müsste die Konzentration bei etwa 7 bis 11 mg je Liter liegen.

Biologisch ist der niedrige Eisengehalt der Milch auch sinnvoll, da Eisen das Wachstum pathogener Keime begünstigt. In der Natur gleichen Wildschweinfrischlinge den Mangel durch Wühlen im eisenhaltigen Boden aus – eine Möglichkeit, die Ferkeln in der Stallhaltung fehlt.

Frühe Gabe hat sich etabliert

Über die Fütterung der Sauen ist es bisher nicht gelungen, den Eisengehalt der Sauenmilch nennenswert zu erhöhen. Um das drohende Defizit auszugleichen, sind viele Ferkelerzeuger dazu übergegangen, den Tieren am dritten Lebenstag 200 mg Eisen per Injektion zu verabreichen. Dies verhindert eine akute Anämie, garantiert aber keine  optimale Versorgung bis zum Absetzen der Ferkel.

Gerade bei sehr vitalen Tieren mit hohem Wachstumspotenzial kann eine einmalige Eiseninjektion nicht ausreichen. Subklinische Mangelzustände bleiben häufig unerkannt und beeinträchtigen die Tiergesundheit. Um hier auf der sicheren Seite zu sein, bietet sich eine Kontrolle des Hämoglobingehalts im Blut an, idealerweise kurz vor dem Absetzen. Für die Messung stehen inzwischen tragbare Geräte zur Verfügung, die mit nur einer kleinen Blutprobe (z. B. aus der Ohrvene) direkt im Stall aussagekräftige Ergebnisse liefern.

Liegt der Hämoglobingehalt bei der Nachsorge unter 10 g/dl, ist eine zweite Eisengabe empfehlenswert. Bei regelmäßigen Unterschreitungen des Mindestgehaltes sollte man über die Einführung einer routinemäßigen zweiten Eisengabe nachdenken. Auch das eingesetzte Präparat und die Applikationsform gehören dann auf den Prüfstand.

Injektion oder oral?

Am Markt stehen verschiedene Eisenpräparate zur Verfügung (siehe Übersicht), die entweder injiziert oder als Paste, Pulver bzw. Tränkewasserergänzung oral verabreicht werden. Die orale Gabe gilt als sehr tierfreundlich und anders als bei der Injektion entstehen keine Einstichstellen, die krankmachenden Keimen als Eintrittspforten dienen können.

Allerdings ist die ausreichende orale Aufnahme der Eisendosis gerade bei sehr jungen Ferkeln schwer zu kontrollieren bzw. abzusichern, da sie außer Sauenmilch nur wenig bis kein Futter und Wasser aufnehmen. Bei Pasten sieht das etwas anders aus, da die Ferkel damit gedrencht werden.

Weil die Dosierung bei der intramuskulären Injektion am genauesten ist, setzen viele Praktiker auf diese Form der Eisengabe. Wichtig ist dabei die Hygiene. So sollten Flaschen nicht zu lange offen bleiben und Teilmengen nur mit sterilen Instrumenten entnommen werden. Zudem ist es empfehlenswert nach jedem Wurf bzw. jeder Bucht die Injektionsnadel zu wechseln.

Eine Besonderheit stellen Präparate mit kombinierter Wirkung dar. So gibt es z. B. Injektionslösungen mit Eisen und Toltrazuril, die nicht nur zur Eisenversorgung beitragen, sondern gleichzeitig auch gegen Kokzidien wirken. Diese Kombination kann aus arbeitswirtschaftlicher Sicht attraktiv sein.

Vitaminhaushalt muss passen

Losgelöst von der Applikationsform muss der Sauenhalter bei der Eisenversorgung noch weitere Aspekte im Blick haben. Allen voran die Vorgabe, dass nur gesunden Jungtieren Eisen verabreicht werden darf. Denn z. B. bei Problemen mit E. coli-bedingtem Durchfall kann die Eisengabe die Situation merklich verschlimmern. Auch pathogene Bakterien benötigen für ihr Wachstum dieses Spurenelement, weshalb eine Gabe zu einer starken Vermehrung führen kann.

Ein anderer Punkt ist ein Mangel an Vitamin E oder dem Spurenelement Selen. Fehlen sie, kann das die Verstoffwechselung von Eisen erheblich beeinträchtigen. In seltenen Fällen wurde sogar über anaphylaktische Reaktionen nach Eiseninjektionen mit vorbestehendem Vitamin-E- oder Selenmangel berichtet.

Solche Mängel entstehen oft durch eine unausgewogene Fütterung der hochtragenden Sauen, insbesondere bei hohem Gehalt ungesättigter Fettsäuren und unzureichender Vitaminversorgung. Hier gilt die Vorgabe, dass das Sauenfutter mindestens 80 bis 100 mg Vitamin E pro Kilogramm enthalten sollte.

Darüber hinaus hängt die Bioverfügbarkeit von Eisen stark von seiner chemischen Bindungsform ab. Am häufigsten werden bei der Herstellung der Präparate Eisendextran und Gleptoferron eingesetzt. Bei beiden handelt es sich um Komplexverbindungen, bei denen das Eisen an Trägerstoffe gebunden ist. Das erleichtert die Aufnahme und es wird eine Depotwirkung erzielt. Davon abgesehen weist Gleptoferron eine hohe Bioverfügbarkeit auf und soll dadurch einen verbesserten Schutz vor Eisenmangelanämie bieten.

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