Einen „Perspektivwechsel“ in der nach ihrer Einschätzung bislang stark städtisch geprägten Debatte über die Zukunft Deutschlands fordert die Vorstandsvorsitzende der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Nikola Steinbock. „Andernfalls wird sich der Druck auf die ländlichen Räume weiter erhöhen“, sagte sie beim Parlamentarischen Abend des Förderinstituts am Donnerstag (5.6.) in Berlin voraus.
Brauchen neue Konzepte
„Die Menschen im ländlichen Raum leisten einen entscheidenden Beitrag zur wirtschaftlichen Prosperität unseres Landes, treiben die Energiewende voran und leben sozialen Zusammenhalt oft über Generationen hinweg. Nicht zuletzt erzeugt die Landwirtschaft im ländlichen Raum qualitativ hochwertige und erschwingliche Lebensmittel“, hob die Rentenbank-Chefin hervor. Obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land lebe, dominiere im gesellschaftlichen Diskurs oft die urbane Sicht. Durch diese einseitige Fokussierung drohe viel Potenzial ländlicher Regionen ungenutzt zu verpuffen.
Was es nach Überzeugung von Steinbock jetzt braucht, sind Konzepte, die das Leben und Wirtschaften im ländlichen Raum attraktiv machen. Eine vielversprechende Zukunft für die ländlichen Räume heißt für sie Zugang zu Bildung und Betreuung, eine flächendeckende digitale Anbindung, Mobilität, eine verlässliche Gesundheitsversorgung samt wohnortnaher Kultur sowie nicht zuletzt sichere Arbeitsplätze. „Das ist ein Auftrag an uns alle – an Politik, Verwaltung und Wirtschaft“, erklärte Steinbock.
„Alles ist machbar“
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber als Gastgeberin des Parlamentarischen Abends sieht ihr Haus und die Rentenbank im Ziel vereint, die ländlichen Räume durch gezielte Investitionen zu stärken. „Dabei bildet die Rentenbank die Schnittstelle zum Kapitalmarkt, und umgekehrt mein Ministerium die Schnittstelle für Verwaltungen, zur Förderung, zu Beratungen und zur Forschung“, so Kaniber.
Die Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Betriebe im Freistaat sei dabei noch nie eine Frage von „Wachsen oder Weichen“ gewesen, stellte sie klar. Vielmehr verfolge der bayerische Weg in der Agrarpolitik das Ziel, möglichst jeden einzelnen Betrieb in die Zukunft mitzunehmen: „Mehr Wertschöpfung, eine stärkere Diversifizierung, aber eben auch Nebenerwerb - alles ist auf diesem Weg machbar“.