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Direktsaat und Unterbodenmanagement - Widerspruch oder Ergänzung?

Womit lässt sich Humus besser aufbauen - mit Direktsaat oder der partiellen Krumenvertiefung? Und wie wirken sich die Ansätze langfristigen auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Zwei Experten ordnen ein.

Lesezeit: 4 Minuten

In einem Workshop zur Bodenbearbeitung während des HumusKlimaTags diskutierten Direktsäer Burkhard Fromme und der Experte für die partielle Krumenvertiefung Dr. Andreas Baur mit den Teilnehmern, wie der Humusgehalt im Boden mit speziellen Anbauverfahren angehoben werden kann. So unterschiedlich die beiden Ansätze auch sind, sind sie nicht zwingend ein Widerspruch, sondern eher als Ergänzung zu sehen.

Direktsaat

Um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen und Humus aufzubauen, ist für den Ackerbauer Burkhard Fromme die Direktsaat der ideale Ansatz. Wichtig ist dem Landwirt aus dem niedersächsischen Scheppau, dass es nicht nur darum geht, Direktsaattechnik einzusetzen, sondern vielmehr im System zu denken.

Ein zentrales Element ist für ihn der Zwischenfruchtanbau. Fromme setzt hierbei auf vielfältige Mischungen mit acht oder mehr Komponenten, die die Bodenstruktur biologisch stabilisieren. Innerhalb von acht Stunden nach dem Drusch ausgesät, reduzieren sie effektiv die Erosion und Verschlämmung auf Frommes Flächen. Die Bedeckung des Bodens mit Pflanzenmaterial schützt diesen zudem vor extremen Temperaturschwankungen und vermindert Wasserverluste, was insbesondere in Zeiten des Klimawandels von Bedeutung ist.

Auch wenn Zwischenfrüchte durch eine enorme oberirdische Biomassebildung begeistern können, ist für den Ackerbauern entscheidender, was im Boden passiert. „Um langfristig Humus aufzubauen, müssen wir das Wurzelwachstum fördern“, so Fromme. Dabei geht es nicht nur um die Wurzeln selbst, sondern vor allem um die Exsudate, die von ihnen ausgehen und das Bodenleben ernähren. Das permanente Füttern des Bodenlebens stimuliert die biologischen Prozesse im Boden. So wird z.B. die Regenwurmaktivität gefördert, was wiederum die Wasserinfiltration verbessert und die Bodenfruchtbarkeit steigert.

Um einer stabilen Bodenstruktur nicht entgegenzuwirken, versucht Fromme den Bodendruck so gering wie möglich zu halten. Der Einsatz breiter Reifen bei niedrigem Luftdruck sind für ihn daher genauso wichtig wie die spezielle Direktsaattechnik.

Partielle Krumenvertiefung

Einen komplett anderen Ansatz, den man wohl als das Gegenteil der Direktsaat bezeichnen könnte, stellte Dr. Andreas Baur vom Leibniz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) vor: die partielle Krumenvertiefung (pKV). Dennoch, auch Baur geht es um Bodenstruktur, die Schaffung von Wurzelraum und darum, Humus aufzubauen bzw. Kohlenstoff zu speichern. Doch was steckt hinter der partiellen Krumenvertiefung? Zentrales Element dieses Verfahrens ist ein (Carbon Farming-)Pflug, dessen Schare unterschiedlich tief arbeiten. Sie mischen kohlenstoffarmen Unterboden zu einem gewissen Grad in den Oberboden ein und verlagern gleichzeitig humosen Oberboden in neu angelegte Schächte im Unterboden. Unterm Strich soll die pKV den Kohlenstoffgehalt im Boden erhöhen.

Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist laut Baur, dass die bis zu 55 cm tief arbeiten Meliorationsschare Verdichtungszonen unterhalb der Pflugtiefe durchbrechen. So werden die Wasser- und Nährstoffvorräte des Unterbodens für die Kulturpflanzen besser erreichbar und die Erträge erhöht. Der Krumenboden in den Schächten vermindert zudem aufgrund des höheren Humusgehaltes eine Wiederverdichtung wie sie bei flächigem Tiefpflügen auftritt. Die zwischen den Lockerungsschächten verbleibenden Festzonen halten die Tragfähigkeit des Bodens aufrecht. Baur forscht mit seinen Kollegen schon viele Jahre zur pKV und hält so eine meliorative Maßnahme alle zehn Jahre für sinnvoll. Das Besondere an der Arbeit der ZALF-Forscher ist, dass sie Flächen untersuchen, die schon zu DDR-Zeiten mit den sogenannten Segmentpflügen bearbeitet wurden. Damals ging es vor allem darum, Bodenverdichtungen aufzubrechen. Da die Arbeitsweise des eingesetzten Pfluges der des heutigen Carbon Farming-Pfluges sehr ähnelt, wurde auch damals schon Boden verlagert. Die Schächte, die so vor etwa 40 Jahren entstanden, sind heute noch zu erkennen und Forschungsgegenstand von Baur. Untersuchungen zeigten, dass die Lagerungsdichte in den alten Schächten noch immer deutlich geringer sind als in den angrenzenden nicht gelockerten Bereichen. Die Forscher können auch belegen, dass in 40 Jahren maximal 50% des Kohlenstoffs des in die Schächte verlagerten humusreichen Oberbodens abgebaut wurde.

Laut Baur kann man mit einer einmaligen pKV nachhaltig Kohlenstoff speichern, und zwar in einer Größenordnung von 10t CO2/ha auf sandigen Böden bis 30t CO2/ha auf lehmigen Böden,

Sowohl Baur als auch der Direktsäer Fromme sagen über ihre Systeme, dass sie Humus aufbauen und die Bodenstruktur verbessern. Die Böden würden dadurch widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterbedingungen, könnten so einen Schutz vor Klimawandelfolgen bieten und auch einen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Die Experten sind sich zudem einig, dass beide Ansätze auch kombinierbar sind, wenn die Flächen nach dem Carbon Farming-Pflug in die Direktsaat überführt werden.

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